Trends und Perspektiven in Deutschland und Österreich

Nachhaltigkeit und Rendite sind längst keine Gegensätze mehr – das jedenfalls zeichnet sich als Konsens in der Markterhebung des FNG in Deutschland und Österreich ab. Nahezu alle befragten Finanzunternehmen in Deutschland und Österreich gehen davon aus, dass sich Investments nach ESG-Kriterien langfristig positiv auf das Rendite-Risiko-Profil ihres Portfolios auswirken. Für 82 Prozent der Befragten stellt die Betrachtung von ESGFaktoren ein zentrales Element ihres Risikomanagements dar. Für die Berücksichtigung von ESG-Faktoren sind etwa 70 Prozent bereit, auch kurzfristige Renditeeinbußen in Kauf zu nehmen.

Wie Grafik 7.1 zeigt, ist Nachhaltigkeit in den Finanzunternehmen längst ein Querschnittsthema, das institutionell auf mehreren Ebenen verankert wird.

Grafik 7.1: Maßnahmen zur ESG-Verankerung im Unternehmen (in %; n: 71)

Die Befragten sind zu 90 Prozent der Auffassung, dass Greenwashing- Vorwürfe das Potenzial haben, dem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen zu schaden. Zu denken ist in diesem Zusammenhang auch an sogenanntes “Greenhushing” – das Verschweigen der Nachhaltigkeitsmerkmale von Produkten, um Greenwashing- Vorwürfe gar nicht erst entstehen zu lassen. Jedoch stimmen nur 6 Prozent der Befragten der Aussage zu, wegen möglicher Greenwashing-Vorwürfe eher ein Artikel-6-Produkt aufzulegen. Eine große Mehrheit befürwortet es, die Transparenz Nachhaltiger Geldanlagen weiter zu steigern, um Greenwashing entgegenzuwirken. Als Ursachen für Greenwashing-Vorwürfe nennen die Befragten beispielsweise die fehlende eindeutige Definition einer Nachhaltigen Geldanlage, missverständliche EU-Regulatorik, fehlende Standards und Unterschiede im Verständnis von Nachhaltigkeit (siehe Grafik 7.2).

Grafik 7.2: Gründe für das Aufkommen von Greenwashing Vorwürfen nach Einschätzung der Befragten (in %; n: 58)

In den qualitativen Antworten wünschen sich die Befragten Klarstellungen und Harmonisierungen der regulatorischen Vorgaben. Neben einer mangelhaften Datenverfügbarkeit beklagen die Finanzunternehmen hohe Kosten für Daten und Ratings und fehlende Methodentransparenz. Die Konzentration im Markt für Ratingagenturen stellt, wie aus der qualitativen Befragung hervorgeht, für Finanzunternehmen ein Problem dar. Zudem wird bemängelt, dass die aufwendige Umsetzung regulatorischer Vorgaben Ressourcen binde, die andernfalls für die Weiterentwicklung und Verfeinerung von ESG-Strategien eingesetzt werden könnten.

Grafik 7.3: Wünsche der Branche (n: 51):

Über das Transformationspotenzial von Impact Investments und Engagement (Voice & Vote) sind sich die Befragten weitgehend einig: sie attestieren diesen Strategien die größte Fähigkeit, zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beizutragen (siehe Grafik 7.4). Als Parameter für die Einschätzung der Transformationsbereitschaft einzelner Portfoliounternehmen messen die Befragten dem „Reduction Pathway“ und den „grünen“ Investitionsausgaben (Green CapEx) die größte Bedeutung zu.

Grafik 7.4: Einschätzung der Befragten zum Beitrag von klassischen Strategien Nachhaltiger Geldanlagen zur Transformation (in %; n: 54)

Insgesamt blicken die Befragten trotz der regulatorischen Unsicherheiten zum Befragungszeitpunkt positiv in die Zukunft, lediglich 12 Prozent rechnen mit einem negativen Wachstum. 43 Prozent rechnen sogar mit mehr als 10 Prozent Wachstum im Bereich Nachhaltiger Geldanlagen.

Grafik 7.5: Prognostiziertes Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen (in %; n: 60):